Sonntag, 26. Oktober 2008
Peru – al fondo
Beim ersten schwachen Schein des neuen Tages (Samstag 25.10.), der sich zwischen den Bergen zeigte, verließen wir bergauf durch einen Eukalyptuswald gehend Huamachuco (3200 m), um zur Lagune Cuchuro aufzusteigen. Felix, den ich durch seine Arbeiten im Altenheim kennengelernt hatte, sein Cousin Nacho, sein Sohn Luis und ich machten uns mit allem, was man für ein Wochenende im Freien so braucht auf den Weg, und ich war zufrieden, endlich mal meine Outdoorausrüstung benutzen zu können.
Als wir uns nach einer knappen Stunde und 200 überwundenen Höhenmetern von einer Camionetta haben mitnehmen lassen, war ich heilfroh, den restlichen Weg bis auf 4500 m nicht zu Fuß bewältigen zu müssen. Dies wurde mir am nächsten Tag auf dem Rückweg noch mal sehr deutlich, als ich einen Anstieg nur schnaufend und prustend geschafft habe.
Wir wurden dann bei unserer Ankunft so gegen 7 Uhr in der Hütte eines Bekannten von Felix, der mit seiner achtköpfigen Familie auf 40 m² wohnt, empfangen und mit der üblichen morgendlichen Suppe bewirtet. Im Gegenzug haben wir unsere mitgebrachten Lebensmittel, die Kokablätter, die man sich vorgekaut in die Backe schiebt, und den mitgebrachten Schnaps in die gemeinsamen Mahlzeiten eingebracht. Trotz ihrer Armut waren diese Menschen hilfsbereit und gastfreundlich und leben in dieser große Höhe im Einklang mit den natürlichen Tages- und Jahresabläufen. Allerdings bin ich erschrocken, wenn ich an die Zukunftschancen der Kinder im Alter von 2 bis 12 denke, die sobald wie möglich in Haus und Hof helfen müssen, um die Familie über die Runden zu bringen.
Frauen am SeeMänner vor dem Haus
Den Tag haben wir dann mit Wanderungen um die Lagune verbracht, dabei das Netz mit den frischen Forellen eingeholt, mehrere Enten und Gänse mit einem Gewehr geschossen, das ich nicht anfassen würde, und sind zu einer Höhle aufgestiegen, in der sich der Leutnant Leoncio Prado nach der glorreichen Niederlage im pazifischen Krieg gegen Chile vor den feindlichen Soldaten versteckt gehalten hat.
Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir uns dann um 19:00 Uhr unter dem Vordach der Hütte zu viert schlafen gelegt, was aber bei den niedrigen Temperaturen und dem steinharten Boden nur phasenweise gelang. Um 5 Uhr am anderen Morgen war die Nacht auch schon zu Ende, weil der Hausherr zum Markt nach Huamachuco gehen musste und seinen Lieblingssender im Radio hörte.
Aber trotz der körperlichen und emotionalen Strapazen, die sich aus den Lebensumständen dieser Familie ergaben, war dieser Tag in den Bergen Perus ein unvergesslichen Erlebnis: Die atemberaubende Bergwelt der schwarzen Kordilleren, die unsere Alpen bei weitem überragen, konnten wir aus nächster Nähe beobachten und ersteigen, wir sind einen Teil des landesweiten Inkatrails gewandert, ohne in Strömen von Touristen unterzugehen,
See mit BootWasserfallAdahuaylias
der nächtliche Blick auf die Sterne des Südhimmels wurde durch keinen Lichtsmog beeinträchtigt und wir haben eine Vielzahl der scheuen Vikunas gesehen, die hier in ihrem Stammgebiet durch ein Gemeinschaftsprojekt der EU und Perus in einem Reservat wieder angesiedelt werden.
VicunaWandergruppe

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